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Experimentelle Küche: Sushi im Selbstversuch, 26.10.2008

Es hat zwei Jahre New York gebraucht, um mich davon zu überzeugen, dass Suhsi nicht unbedingt roher Fisch in stinkendendem Seetang-Mantel sein muss. Beim ersten Mal in einem japanischen Restaurant war ich noch sehr nervös. Vorsichtshalber habe ich die Bedienung gleich zweimal gefragt, ob die vegetarischen Rollen wirklich keinen Fisch oder ähnliches Gekröse enthalten; zweimal beim Bestellen, und zweimal als das Essen endlich an den Tisch gebracht wurde.

Um wirklich sicherzustellen, dass sich keine toten Meeresbewohner in unsere Lebensmittel einschleichen, haben wir nun kurzerhand beschlossen unser eigenes Sushi herzustellen. Dazu braucht man besonders klebrigen Reis, der mit etwas Essig gemischt wird, das ergibt eine handliche Pampe. Damit werden dünne Blätter aus getoastetem Seegras bestrichen die dann mit frischen Avocado, Karotten und Gurken gefüllt werden. Dann rollt man das Ganze auf (eigentlich gibt es dafür besondere Matten, wir hatten nur den New Yorker zur Hand) und lässt es eine Weile im Kühlschrank abkühlen bevor man es in putzige kleine Röllchen schneidet.

Besonders wichtig als Zutaten sind die richtige Soya-Sosse mit Wasabi (sowas wie Merretich in Grün, sehr scharf) und Ingwer-Blättchen. Sehr lecker. Nehmt das! Fischesser!

Zuerst den Reis sauber verstreichen ...
... dann mit Füllung aufrollen ...

... und in kleine Röllchen schneiden.






Armes Island, 11.10.2008

Also die Isländer haben es im Moment wirklich nicht einfach. Die Banken sind komplett pleite, Grossbrittanien ist kurz davor ihnen den Krieg zu erklären und das ganze Land steht bei Ebay für 'nen Euro zum Verkauf. Und jetzt auch noch das: dem Vorzeige-Isländer Olafur Eliasson hat man kurzerhand seine Wasserfälle abgeschaltet.

Zur Erklärung: der olle Olafur ist ein isländischer Künstler, der diesen Sommer an der Südspitze Manhattans mehrere künstliche Wasserfälle errichtet hat. Die Aktion sollte der grosse Touristenmagnet für dieses Jahr werden. Nur leider sahen die Wasserfälle die so toll in den Computersimulationen geglitzert hatten bei Tageslicht betrachtet doch etwas mickrig aus. Aber jetzt kam es für die geplagten Isländer ganz dicke: weil man vor lauter Computersimulation vergessen hatte, dass es auch windet in Manhattan, hatte man auch nicht berücksichtig, dass die vielen tausend Liter Salzwasser die da umher spritzen durch die Gegend geweht werden und Bäume, Monumente und Gebäude angreifen. Deshalb wurde die ganze Aktion jetzt einfach abgesagt und die Gerüste stehen ganz ohne Wasser hübsch hässlich in der Gegend 'rum. Was soll man sagen; es sieht so aus als habe Island dieses Jahr ganz einfach die Arschkarte gezogen ....


Manhatten Waterfalls im Juli. Hier die kleinere Version unterhalb der Brooklyn Bridge ...
... und nun im Oktober.






Trotz Pleite: Lehmann Brothers leuchtet noch, 16.09.2008

Heute abend sind wir am Times Square umhergewandelt als uns mehrere mobile Rundfunk- und TV-Wagen aufgefallen sind. Zunächst wussten wir nicht recht warum die sich hier zusammenrotten bis uns aufgefallen ist, dass das hell erleuchtete Gebäude vor uns das Hauptquartier der Lehmann Brothers Group ist; eben jenes Konsortium dass Anfang der Woche den grössten Wallstreet Kollaps der letzten 30 Jahre verursacht hat.

Vor der Tür sind einige kräftige Herren mit Knopf im Ohr postiert, die sollen wahrscheinlich die ehemaligen Mitarbeiter von einem Amoklauf abhalten. Eigentlich sollte aber niemand hier wirklich am Hungertuch nagen, denn nach Presseberichten betrug das durchschnittliche Jahreseinkommen bei Lehmanns $330.000.

Na ja, jedenfalls mutet es nach der Pleite der drittgrössten Investmentbank schon etwas makaber an, dass das Gebäude immer noch mit vollmundingen Parolen beleuchtet wird und eines der auffälligsten am Times Square ist (und das soll was heissen).

Das Lehmann Brothers Building verkündet immer noch vollmundige Parolen auf riesigen Leinwänden.





Labor Day weekend in Washington D.C., 01.09.2008

OK, ich gebe zu, dass ich in letzter Zeit etwas faul war, der letzte Eintrag liegt nun doch ein paar Monate zurück. Nun sitze ich gerade im Bus nachhause von Washington D.C., wo wir das lange Labor Day Wochenende verbracht haben.

Die Hauptstadt (die hier übrigens niemand Washington nennt, man sagt nur kurz D.C.) hat schon so einiges zu bieten: haufenweise weisse Steine die man allerorts zu hübschen Monumenten angehäuft hat, das bekannteste ist wohl das Washington Monument.

Washington Monument
monument

Während man Lincoln, Jefferson, Roosevelt und Kennedy mit teilweise sehr persönlichen Statuen und Anlagen ehrt, hat man Washington einen 200m hohen Phallus gebaut. Womit er das verdient hat, weiss niemand so recht. Zu allem Überfluss hat man den Bau auch noch nach eingien Jahren unterbrechen müssen und als es weiterging musste man feststellen, dass die neuen Steine eine andere Färbung aufweisen. Jetzt wirkt das Ganze ein wenig so, als habe man aus Versehen zwei verschiedene Ikea-Regale durcheinandergemischt.

Als das Monument 1884 fertiggestellt wurde löste es den Kölner Dom als höchstes "Gebäude" der Welt ab. Das war es aber nur für fünf Jahre, bis der ewig neidische Franzose den Eiffel-Turm zusammengenietet hat.

Nahezu alle Sehenswürdigkeiten in D.C. liegen an der National Mall, das ist eine ausgedehnte Anlage mit viel Grün unterbrochen von einigen Seen. Es gibt zwei Kunstmuseen, ein Natural History Museum, und - das Allerbeste - das Air und Space Museum. Hier kann man ein Stück Mond anfassen, echte Raumkapseln und Raketen sehen und Lindbergh's Spirit of St. Louis und eine Replica des Hubble Space Telescopes (sehr viel grösser als man so denkt). Sämtliche Museen in D.C. gewähren freien Eintritt.

Besonders geschichtsträchtig finde ich das Lincoln Memorial, in dem der alte Abraham übergross mit starrem Blick wie Zeuss von seinem Thron auf die Sterblichen herabblickt. Der Reflective Pool, ein langer wassergefüllter Korridor verbindet das Memorial mit dem Washington Monument. Dies ist der Ort an dem die berühmten Anti-Vietnam Demostrationen und Martin Luther Kings "I haved a dream" Rede stattgefunden haben.

Kathryn's Lieblingsort ist das Franklin D. Roosevelt Memorial. Hier ist praktisch sein ganzer Lebenslauf nebst wichtigen Zitaten in den Stein gehauen. Vor allem ein Spruch hat es mir angetan, nämlich, dass man den Fortschritt einer Nation nicht daran misst, wieviel reicher man die Reichen macht, sondern daran, wieviel man für die Bedürftigen tut. Ich finde man sollte G.W. Bush - der ja hier in der Nähe wohnen soll - jeden Abend vor diese Steinplatte führen und so lange mit dem Kopf dagegen hauen, bis die Botschaft ihren Weg in den Schädel gefunden hat.

Kathryn und das Hubble Space Telescope (als Kopie).
Der Über-Vadder Abraham (und ich).






Fahrrad kaufen ist nicht schwer ... behalten dagegen sehr, 30.04.2008

Der Frühling ist da! Wir haben beschlossen dieses Jahr das warme Wetter gelegentlich zu nutzen und der hektischen Satdt (und Ihrem Geruch) zu entkommen. Zu diesem Zweck habe ich ein Zweirad erworben; das ging ganz einfach. 1. Auto mieten, 2. nach Jersey 'rein zu Sports Authority, 3. Fahrrad in den Kofferraum, 4. Beute nach Hause bringen. Viel schwieriger gestaltet sich da schon die Suche nach einem geeigneten Fahrradschloss. In New York werden Fahrräder gelegentlich gleich mit dem Laternenpfahl entwendet, und gerade in unserer Neighborhood ist kein Fahrzeug - egal ob mit zwei- oder vier Rädern - sicher. Also, denke ich mir, müssen die Leute hier ja auch wissen wie man sein Eigentum absichert. Ein Besuch im nächsten Hardware Store wirkt ernüchternd; man bietet mir eine 3 Meter lange Bootskette an, die eigentlich dafür gedacht ist einen mittleren Ozeandampfer am Pier zu vertauen. Das Ungetüm wiegt deutlich mehr als mein Fahrrad. Ob es denn nichts Handlicheres gibt, will ich vom Verkäufer wissen. Der grinst nur und meint: "Nicht wenn du dein Fahhrrad behalten willst".

Tatsächlich sind alle Fahrräder in der Nachbarschaft mit mehreren Tonnen Metall an den Häusern befestigt. Nach einigen Anfragen in Bike stores die mir monströse Bügelschlösser für viel Geld verkaufen wollen, habe ich die rettende Idee: bei McMaster, einem Grosshändler für Industriebedarf bei dem wir oft Material fürs Labor beziehen bestelle ich eine 60cm lange spezialgehärtete Stahlkette im Nylonmantel und ein ordentliches Vorhängeschloss. Zur Sicherheit noch anderthalb Meter Stahlseil für den Sattel und das Vorderrad und gut is! Jetzt sollen die Langfinger nur kommen. Na ja, um ehrlich zu sein stellen wir unsere Räder trotzdem meist in der Wohnung ab, man kann nie wissen. Aber für einen Trip zum nächsten Starbucks sind wir nun gerüstet.

Fahrrad anketten ist in NY "serious business".






Zuletzt geändert am 17.02.2008 H. Kreckel